Tägliche Archive: Juni 12, 2015


Jedrzejczyk vs. Penne – Der Hauptkampf im Detail

An dieser Stelle wollen wir noch einen Blick auf den Hauptkampf von UFC Berlin werfen:

Am 20.6 wird Strawweight-Titelträgerin Joanna Jedrzejczyk ihren Gürtel zum ersten Mal aufs Spiel setzen. Dabei trifft sie auf die ehemalige Invicta Atomweight-Titelträgerin und Nummer 3 Herausforderin (sowohl in den UFC-, als auch in unseren Wuttke-Rankings) Jessica Penne.

Die polnische Titelträgerin Jedrzejczyk ist bisher unbesiegt und konnte in ihrem letzten Kampf den Strawweight-Titel auf spektakuläre Art und Weise gewinnen. Die damalige Titelträgerin und Ausnahmeringerin Carla Esparza startete gut in den Kampf, doch das Blatt wendete sich schnell – Jedrzejczyk konnte nach kurzer Zeit alle Takedown-Versuche von Esparza problemlos abwehren und war der Ringerin im Stand haushoch überlegen. Jedrzejczyk konnte in diesem Kampf alle ihre Stärken eindrucksvoll demonstrieren. Ihre überragenden Fähigkeiten im Stand sollten aufgrund ihrer großen Erfolge im Thai-Boxen niemanden mehr überraschen, aber sie demonstrierte auch beeindruckendes Ringen – Carla Esparza ist die beste Ringerin der Gewichtsklasse und versuchte 17 Takedowns im Kampf, 16(!) davon erfolglos. Doch Jedrzejczyk beließ es nicht dabei und ließ ihre Gegnerin für jeden Versuch bitter bezahlen und quittierte diese mit Kniestößen oder Ellbogenschlägen. Esparza, wohlgemerkt eine erfahrene Kämpferin auf dem höchsten Niveau, die Gewinnerin der Ultimate Fighter Staffel und allererste Titelträgerin, wirkte schon ab Mitte der ersten Runde komplett plan- und hilflos, und so war das Ende des Kampfes nur eine Frage der Zeit. Im Stand war sie hoffnungslos unterlegen und konnte im ganzen Kampf nur sechs Treffer landen. Jedrzejczyk stellte dann erneut unter Beweis, dass sie nicht nur eine technisch hervorragende Strikerin ist, sondern auch über bemerkenswerte Schlagkraft (no pun intended) verfügt, und konnte Esparza zum Ende der zweiten Runde per technischem KO besiegen.

Ihre Gegnerin in Berlin ist aber auch alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Jessica Penne (12-2) hat sich ihren Namen vor allen bei der Frauenliga Invicta gemacht – allerdings in einer anderen Gewichtsklasse, nämlich dem Atomweight (bis 105 Pfund). In dieser Gewichtklasse war sie Titelträgerin, bis sie in einem der besten Kämpfe des Jahres 2013 gegen Michelle Waterson verlor. Danach entschied sich Penne nach ursprünglichem Zögern dafür, den Sprung in das zehn Pfund schwerere Strawweight zu wagen – schließlich erwartete sie dort die Gelegenheit, bei The Ultimate Fighter mitzumachen und in der UFC zu debütieren. Im TUF-Haus konnte sie zwei Siege einfahren, scheiterte aber letztendlich an der späteren Gewinnerin Carla Esparza. Ihr offizielles UFC-Debüt konnte Penne in einem unterhaltsamen Kampf gegen Randa Markos für sich entscheiden. Sie ist eine hervorragende Bodenkämpferin und konnte sieben ihrer zwölf Siege per Aufgabe gewinnen. Am Boden zeichnet sie sich durch einen sehr kreativen und aggressiven Stil aus und stellt sowohl aus der Ober-, als auch aus der Unterlage eine große Gefahr dar.

Auf dem Papier klingt der Kampf also durchaus spannend – Penne ist eine respektierte Veteranin und hat genau dort ihre große Stärke, wo Joanna Jedrzejczyk (mutmaßlich) am schwächsten ist, nämlich auf der Matte. Trotzdem geht Joanna Champion als deutliche Favoritin in den Kampf. Stilistisch wird dies eine knifflige Ansetzung für Penne. Wenn sie die Titelträgerin auf den Boden bekommen könnte, hätte sie sicherlich gute Chancen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Denn selbst wenn frau Jedrzejczyks hervorragende Takedown-Defense überwinden kann, ist sie alles andere als einfach am Boden zu halten. Dies musste schon Claudia Gadelha, eine der besten Bodenkämpferinnen der Gewichtsklasse, feststellen. Dazu ist Penne nicht als herausragende Ringerin bekannt. Chancen für Takedowns sind ihr vor allem im Clinch auszurechnen. Selbst Guard-Pulls sind nicht auszuschließen, da sie durch ihre große Erfahrung im Bodenkampf und unfassbare Flexibilität auch aus der Unterlage sehr gefährlich ist und Hebel oder Positionswechsel initiieren könnte. Eine Sache scheint aber klar: Im Stand dürfte Penne keine große Chance haben. Dort ist sie zwar keineswegs schlecht, wird dem Weltklasse-Striking von Joanna Champion aber wohl wenig entgegenzusetzen haben.

Letztendlich spricht also auf dem Papier vieles für eine erfolgreiche Titelverteidigung in Berlin. Nichtsdestotrotz sollte man die Herausforderin auf keinen Fall unterschätzen und kann sich auf den ersten UFC-Titelkampf in Kontinentaleuropa freuen. Eine Ansetzung auf sehr hohem sportlichen Niveau ist damit garantiert.