UFC Hamburg im Detail: Die Hauptkämpfe
Es ist FIGHT WEEK! Weiter geht es mit unserer großen Vorschau auf UFC Hamburg. Die Vorkämpfe könnt ihr hier nachlesen. Kommen wir zu den vier Hauptkämpfen. Diese werden ab 21 Uhr live auf ran FIGHTING übertragen als Teil des Black Pass.
Andrei Arlovski vs. Josh Barnett
In Hamburg erwartet uns ein richtiger Legendenkampf im Schwergewicht: 36 Jahre kombinierte Erfahrung, 80 professionelle Kämpfe, zwei UFC-Titel. Der 37jährige Weißrusse Andrei Arlovski (25-12-1) und der 38jährige US-Amerikaner Josh Barnett (34-8) sind zweifelsohne Legenden des Sports, die aber trotz ihres fortgeschrittenen Alters auch im Jahre 2016 noch relevant und in der Top 10 der Heavyweight-Rankings der UFC vertreten sind. Im Folgenden betrachten wir die illustren Karrieren der Beiden kurz:
Josh Barnett feierte sein UFC-Debüt im Jahre 2000 und konnte zwei Jahre später im fürs Schwergewicht zarten Alter von 24 als jüngster Kämpfer aller Zeiten den UFC Schwergewichtstitel gewinnen. Nach einer positiven Doping-Probe wurde ihm dieser aber aberkannt und er flog aus der UFC. Danach kämpfte der große Fan des japanischen Pro-Wrestlings über ein Jahrzehnt quasi ausschließlich in Japan, und das bei so ziemlich jeder bekannten Liga. Über lange Zeit war PRIDE, zwischenzeitlich die größte Liga der Welt, seine Heimat. Dort etablierte sich Barnett als einer der besten Schwergewichte der Welt, auch wenn es nie ganz für die absolute Spitze reichte. Seine Rückkehr in die Staaten (mit Ausnahme eines einzelnen Pride-Kampfes in den USA) feierte er bei Affliction, wo er zwei Kämpfe gewinnen konnte und für einen Kampf gegen den legendären Fedor Emelianenko gebucht wurde. Doch wenige Tage vorher flog Barnett erneut durch einen Drogentest. Damit war der Kampf futsch, wenig später wurde die ganze Veranstaltung abgesagt und dann stellte die komplette Promotion ihren Dienst ein. Nach einem Zwischenstopp bei Strikeforce kam er 2013 in die UFC zurück, was wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte, da er dort lange als persona non grata galt. Seitdem hat er eine Bilanz von 2-2 aufzuweisen: Neben klaren Siegen über Frank Mir und Roy Nelson wurde er von Travis Browne brutal ausgeknockt und zuletzt zum ersten Mal in seiner langen Karriere zur Aufgabe gezwungen – und das ausgerechnet von Ben Rothwell, der eher weniger als Grappler bekannt ist. Nach dem Kampf gegen Browne legte er eine lange Auszeit ein und widmete sich in der Zeit dem Grappling – bei Metamoris konnte er als erster Mann in sage und schreibe 16 Jahren Dean Lister zur Aufgabe zwingen. Dadurch konnte Barnett erneut seine fantastischen Grappling-Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Andrei Arlovski feierte ebenfalls im Jahr 2000 sein UFC-Debüt und konnte 2005 den Titel gewinnen. Stilistisch ist zu Arlovski nicht viel zu sagen: Er kämpft primär als Boxer und nutzt sein Grappling und Ringen trotz Sambo-HIntergrund fast ausschließlich defensiv. Selbst sein Boxen wirkt relativ limitiert, seine Linke benutzt er kaum. Aber seine rechte Faust hat es in sich: Sie ist sehr schnell und trifft sehr hart. Arlovski ist also ein echter Spezialist, hat es aber geschafft daraus einen sehr effektiven Stil zu basteln, und ist zudem er hervorragender Athlet. Im Schwergewicht reicht das, um sehr weit zu kommen. Ein Problem jedoch zieht sich durch Arlovskis komplette Karriere: So hart er auch zuschlagen kann, selber einstecken kann er nicht sonderlich gut. Von zwölf Niederlagen steckte er neun durch (T)KO ein, oft ging er dabei schwer KO. Eine beunruhigende Bilanz. Von 2009 bis 2011 verlor er vier Kämpfe am Stück, drei Mal durch brutale KOs, und wurde aus der UFC entlassen. Zu diesem Zeitpunkt wurde er von den meisten Fans und Beobachtern vollends abgeschrieben – jede der Niederlagen war gegen gute Gegner, aber es wirkte so, als hätte sich Arlovskis Kinn endgültig verabschiedet und als würde er mehr oder weniger beim ersten guten Treffer zusammenbrechen. Arlovski startete allerdings ein beeindruckendes Comeback und baute sich in der regionalen Szene langsam wieder auf, bis er 2013 wieder in die UFC zurückkehrte. Und dort schaffte er wieder etwas, was ihm wohl kaum jemand zugetraut hatte: Vier Siege in Folge, und auf einmal schien der längst abgeschriebene Pitbull wieder kurz vor einem Titelkampf zu stehen. Diese Träume wurden jedoch abrupt beendet – zuletzt musste Arlovski wieder zwei harte KO-Niederlagen gegen Stipe Miocic und Alistair Overeem einstecken, die demnächst gegeneinander um den Schwergewichtstitel antreten. Eine Bewertung von Arlovski fällt schwer – im Nachhinein ist die Siegesserie wohl lange nicht so eindrucksvoll, wie sie ursprünglich ausgesehen hat: der Kampf gegen Brendan Schaub war sehr eng und sehr hässlich, Bigfoot Silva sollte nicht mehr kämpfen dürfen, und Frank Mir ist auch lange über seinen Zenit hinaus. Andererseits ist Arlovski längst nicht so anfällig und am Ende wie von vielen angenommen. Was bleibt also unter dem Strich? So ganz klar ist es nicht, aber in der dünnen Gewichtsklasse reicht es immer noch locker für einen Platz in der Top 15.
In Hamburg kommt es also zu einem Aufeinandertreffen zweier Legenden, die das Schwergewicht über Jahre geprägt haben. Man fühlt sich ins Jahr 2008 zurückversetzt, wenn man diese Namen liest. Bei Affliction hätte es den Kampf damals geben können, wenn die Liga nur lange genug überlebt hätte. Über lange Phasen der Karrieren waren beide Kämpfer ja in unterschiedlichen Ligen aktiv, weshalb der Kampf nie stattfinden konnte. Jetzt sind beide über ihren Zenit hinaus, aber immer noch relevante Figuren im Schwergewicht. Arlovski sollte weiterhin der bessere Boxer sein – er hat seine KO-Power und Geschwindigkeit auch nach all den Jahren weitestgehend beibehalten und hat den härteren Punch als Barnett. Dieser ist auf jeden Fall ein sehr kompetenter, aber kein herausragender Striker. Er ist etwas vielseitiger als Arlovski und setzt bspw. mehr auf Tritte als sein Kontrahent. Für Barnett ist sein Striking aber größtenteils nur ein Mittel zum Zweck – er setzt es ein, um die Distanz zu schließen und in den Clinch zu kommen. Dort ist Barnett sehr gefährlich. Zum einen durch gutes Dirty Boxing unter Einsatz von Kniestößen, Elbows, und seinen Fäusten, wie etwa Frank Mir schmerzhaft feststellen musste. Zum anderen holt Barnett seine Takedowns meistens über den Clinch. Ein herausragender Ringer war Barnett trotz all seiner Liebe fürs Wrestling nie, und muss sich Takedowns daher meist über den Clinch erarbeiten, statt seine Gegner mit Double oder Single Legs von den Beinen zu fegen. Arlovski ist kompetent im Clinch und immer noch sehr hart zu Boden zu nehmen, sucht aber lieber die Distanz und wird sich daher wohl kaum auf ein Clinch-Duell mit Barnett einlassen wollen. Im Stand wirkt der Kampf also ziemlich ausgeglichen. Falls es zu einem Niederschlag oder KO kommen sollte, sehe ich trotz Arlovskis härteren und schnelleren Schlägen eher den Pitbull als Opfer, da Barnett sehr gute Nehmerqualitäten bewiesen hat und in seiner langen Karriere nur zwei Mal ausgeknockt wurde. Arlovskis Kinn hingegen ist sicherlich nicht so schlecht wie es mal gemacht wurde, aber trotzdem alles andere als gut, sodass auch ein KO von Barnett vorstellbar wäre, obwohl dieser dafür nicht wirklich bekannt ist. Ausschließen kann man einen KO-Sieg von Arlovski aber natürlich niemals.
Sollte Barnett einen Takedown schaffen, könnte er Arlovski unter große Probleme setzen. Barnett ist ein hervorragender Grappler und hat sich der fast ausgestorbenen Kunst des Catch Wrestlings verschrieben. Das erschwert die Vorbereitung, denn Barnett kämpft auf der Matte anders, als man es etwa vom typischen BJJ-Kämpfer kennt. Er ist ein Meister darin, seine Gegner systematisch zu zermürben und sich methodisch von Position zu Position vorzuarbeiten. Dabei baut er einen hohen Druck auf, zeigt gutes Ground and Pound und treibt seine Gegner so zur Erschöpfung. Er ist ein guter Finisher am Boden und hat sich insbesondere auf den Arm-Triangle Choke spezialisiert, auch wenn kein Catch-Wrestler, der etwas auf sich hält, jemals einen Side Choke mit diesem Namen belegen würde. Offensiv ist von Arlovski am Boden gegen Barnett nicht viel zu erwarten. Andererseits hätte auch niemand darauf getippt, dass Barnett gegen Ben Rothwell abklopfen muss.
Unterm Strich bleibt ein relativ ausgeglichenes Duell, in dem Barnett allerdings auf dem Papier die Nase (knapp) vorn hat. Im Stand ist Arlovski immer gefährlich, aber auch dort könnte Barnett mithalten, und am Boden ist er haushoch überlegen. Gleichzeitig ist es nicht einfach, Arlovski auf die Matte zu befördern. Zuguterletzt muss man immer eine Sache sagen: Es ist Schwergewicht, da passieren immer mal wieder absurde Sachen, mit denen niemand gerechnet hat. Die Buchmacher sehen Barnett knapp vorne, aber schockieren sollte uns hier kein Ausgang. Somit können wir uns auf ein spannendes Duell im Schwergewicht freuen.
Alexander Gustafsson vs. Jan Blachowicz
Die letzten Jahre waren nicht einfach für den beliebten schwedischen Ausnahmekämpfer Alexander Gustafsson (16-4). 2013 konnte er noch Jon Jones, den vielleicht besten Kämpfer den dieser Sport je gesehen hat, im besten Kampf des Jahres an sein Limit bringen. Jones gewann letztendlich knapp nach Punkten, aber Gustafsson war seitdem in aller Munde. Als riesengroßes Talent wurde er schon lange gehandelt, hier hatten ihn manche Beobachter sogar vorne gesehen und die ganze MMA-Welt pochte auf einen Rückkampf. Doch dazu sollte es nie kommen, und das nicht nur wegen der Eskapaden von Jon Jones. Nach einem Aufbaukampf gegen Jimi Manuwa ging es für Gustafsson im Januar letzten Jahres um alles – ein Kampf gegen Anthony „Rumble“ Johnson um den Titel des Nummer 1 Herausforderers, live auf FOX, vor 30.000 frenetischen schwedischen Fans in Stockholm. Stattdessen wurde er vom furchterregendsten Puncher des Sports brutal auseinandergenommen. Der Titelkampf sollte damit eigentlich futsch gewesen sein, aber nachdem Rumble Johnson seinen Titelkampf und Jon Jones seine Lizenz verloren hatte, stand Gustafsson in seinem nächsten Kampf dann trotzdem dem neuen Champion Daniel Cormier gegenüber. Der Kampf lief ähnlich wie Gustafsson erster Titelkampf – eine absolut packende Schlacht, die er wieder knapp verlor. Damit steht er jetzt an einem merkwürdigen Punkt seiner Karriere – jeder Beobachter des Sports sieht ihn weiterhin als einen der fünf besten LHWs des Planeten, aber er hat drei seiner letzten vier Kämpfe verloren und gerade in den letzten beiden Kämpfen viel einstecken müssen. Diese Zeit hat Gustafsson offenbar auch mental hart mitgenommen – in früheren Interviews sprach er über einen Mangel an Motivation und die Notwendigkeit, eine Pause einzulegen. Diese Pause hat er sich genommen und kehrt nach 11 Monaten gegen Jan Blachowicz zurück.
Der 33jährige Pole Jan Blachowicz galt lange als einer der besten Halbschwergewichte außerhalb der UFC, was ihm die Aufnahme in Team SCHLAGKRAFT 2014 bescherte. Das UFC-Debüt hätte kaum besser laufen können – Blachowicz konnte Ilir Latifi mit einem Tritt zum Körper auf die Bretter schicken. Danach folgten allerdings zwei Niederlagen gegen Jimi Manuwa und den Mann mit dem besten Kampfnamen im Sport, Corey BEASTIN‘ 25/8 Anderson. Zuletzt konnte Blachowicz im April mit einem Sieg über Punkte gegen Igor Pokrajac wieder auf die Gewinnerspur zurückkehren.
Auf dem Papier ist dies ein dankbarer Rückkehr-Kampf für Gustafsson. Beide Kämpfer agieren primär im Stand, und dort sollte Gustafsson deutlich die Nase vorne haben. Er ist größer und verfügt über einen Reichweitenvorteil, hat mehr KO-Power, und geht ein höheres Tempo als sein polnischer Gegner. Blachowicz ist zweifelsohne ein talentierter und technisch guter Striker und agiert sehr präzise, zeigt aber vergleichsweise wenige Strikes und gewinnt seine Kämpfe meistens per Punktentscheidung. Er ist überall solide und gerade im Clinch ziemlich gut, aber Gustafsson sollte ihm eigentlich in jeder Hinsicht überlegen sein. Dazu ist der Schwede ein überraschend guter Ringer und konnte sowohl Daniel Cormier, als auch Jon Jones (als erster Kämpfer überhaupt) zu Boden nehmen. Er zeichnet sich zudem durch eine höhere Schlagfrequenz aus und ist ein besserer Finisher. Wenn Gustafsson die schwierigen letzten Jahre mental und körperlich gut überstanden hat, dann sollte er diesen Kampf klar bestimmen und vorzeitig beenden können.
Ryan Bader vs. Ilir Latifi
Ryan Bader wird von unserem Wuttke gerne als das Tor des Halbschwergewichtes bezeichnet. Oder vielleicht wäre es passender zu sagen, dass er sich vor dem Tor aufstellt wie Gandalf in der Herr der Ringe und laut seinen Gegnern entgegenruft: YOU SHALL NOT PASS! Denn eines ist klar: Wer Ryan Bader besiegen kann, darf sich zur Elite der Gewichtsklasse zählen. Bader selbst hingegen scheitert üblicherweise an diesen Gefilden und trennt stattdessen die Spreu vom Weizen. Jetzt hat sich wieder ein Kämpfer aufgemacht, das Tor zu testen. Und den Vergleich zu Balrog muss Ilir Latifi nicht scheuen, denn der 33jährige Schwede ist eine imposante Erscheinung und trägt den Spitznamen „Sledgehammer“ definitiv nicht zu Unrecht.
Hardcore-Fans wissen Latifi (gerne auch als ILIRLATIFI bezeichnet) mittlerweile als Kultkämpfer zu schätzen. Warum, scheint niemand mehr so ganz genau zu wissen, aber seine Social Media Präsenz hat sicher einiges damit zu tun, seien es Videos seiner absurden Kraftdemonstrationen oder vor allem die majestätischen Fotos von sich auf Pferden, wie er anmutig in die Distanz blickt. Es bleibt zu hoffen, dass er die Barclaycard Arena wie der Heilige St. Martin zu Pferde betritt und seinen Mantel (aka sein Rebook-Shirt) mit einem Zuschauer teilt.
Eine gewisse Faszination geht auf jeden Fall von Latifi aus, die über seine Leistungen im Octagon hinausreicht. Aber auch im Käfig weiß Latifi zu überzeugen und beeindruckt vor allem durch seine Physis. Wenn er seinen Ringer-Hintergrund einsetzen und die Kämpfe zu Boden befördern kann, kann er dort mit starker Top-Control, hartem Ground & Pound und Submissions punkten. Im Stand mangelt es ihm sicher an einem gewissen Maß an Finesse, aber er schlägt erschreckend hart zu und konnte bereits drei seiner UFC-Kämpfe durch Knockout gewinnen. Latifi startet schnell und wo er hinhaut, da wächst so schnell kein Gras mehr – zwei seiner letzten Gegner konnten nicht einmal die erste Minute des Kampfes überstehen. Eine Chance hat er damit Bader auf jeden Fall, denn Bader ist durchaus dafür bekannt, im Stand etwas offen zu stehen und anfällig für Schwinger zu sein. Wenn Latifi ihn früh trifft, dann hat er gute Chancen Bader auf die Matte zu schicken. Trotzdem spricht vieles dafür, dass Latifi das Tor nicht passieren können wird: Bader ist ein hervorragender Ringer und sollte somit bestimmen können, wo der Kampf stattfindet. Dazu hat er sich im Laufe der Zeit zu einem ziemlich guten Striker gemausert und sollte auch dort – von der reinen KO-Power mal abgesehen – die Nase vorne haben.
Nick Hein vs. Tae Hyun Bang
Natürlich wird es in Hamburg wieder einen Auftritt des beliebten deutschen Kämpfers Nick „The Sergeant“ Hein (13-2) geben. Der charismatische 32jährige Kölner und Ex-Bundespolizist ist seit der Rückkehr der UFC nach Deutschland wohl das Gesicht der Liga hierzulande und konnte einiges an Medieninteresse erzeugen. Auch sportlich lief es mit einer Bilanz von 3-1 ziemlich gut. Der Debütkampf gegen Drew Dober hätte mit einem Sieg in einer spannenden Begegnung kaum besser laufen können. Zudem kam es auch noch zur Begegnung zwischen seinem Gegner und Heins Schwester, die mittlerweile verheiratet sind. Bei der Rückkehr nach Berlin im letzten Jahr war Hein ebenso erfolgreich und konnte sich danach den Traum erfüllen in Japan, der Heimat seiner Frau, zu kämpfen. Auch dort war er erfolgreich, wie in allen seinen UFC-Siegen per Punktentscheidung. Des Weiteren gab Hein seinen Beruf als Polizist, der ihm einiges an Medienaufmerksamkeit beschert hatte, auf, um sich voll der UFC-Karriere widmen zu können. Der einzige Makel in der Bilanz ist eine knappe Niederlage nach Punkten gegen den Hünen James Vick. Zuletzt musste Hein jedoch ein paar Rückschläge hinnehmen. Einen in Rotterdam geplanten Kampf musste Hein kurzfristig aufgrund einer schwerwiegenden Diagnose absagen – ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Anfangs war sogar von einer möglichen Querschnittslähmung bei ausbleibender Behandlung die Rede und es klang, als wäre Nick Heins Karriere gefährdet. Die Reha lief aber offenbar sehr erfolgreich und in Hamburg meldet sich Hein zurück zum Dienst. Vor seiner seit 2009 laufenden MMA-Karriere war Hein ein hochdekorierter Judoka und konnte sich unter anderem zwei Mal die deutsche Meisterschaft sichern. Laut Hein wäre er um ein Haar im deutschen Judo-Team für die Olympischen Spiele 2008 gelandet und scheiterte nur an Ole Bischoff, der sich letztendlich die Gold-Medaille sicherte. Angesichts dieser imposanten Errungenschaften ist es überraschend, dass Heins Judo in der UFC bisher kaum in Erscheinung getreten ist – er zieht es vor, die Kämpfe im Stand zu halten und zeigt dort gutes, wenn auch nicht immer spektakuläres Boxen. Seit geraumer Zeit trainiert er zudem in Thailand und arbeitet dort weiter an seinem Striking. Darüber hinaus ist Hein, wie nicht anders zu erwarten, ein hervorragender Athlet und kann alleine dadurch viele Gegner vor große Probleme stellen.
In Hamburg trifft Hein auf den 33jährigen Südkoreaner Tae Hyun Bang (18-9). Bang wird übrigens, wohl sehr zum Unmut vieler Fans, nicht wie die Catchphrase von Diamond Dallas Page oder die Comicbuch-Beschreibung einer Explosion ausgesprochen, sondern eher „Deutsch“, also wie bspw. „Bank“. Manchmal wird das b auch wie ein p ausgesprochen. Wenigstens das habe ich in vier Monaten in Südkorea lernen können. Wortwitze à la Bang vs. Kuntz, ein Kampf der von den Matchmakern der UFC wohl primär angesetzt wurde um sich selbst zu amüsieren, kann man sich also auch sparen. Bang blickt auf eine durchwachsene UFC-Bilanz von 2-2 zurück und kann als Brawler bezeichnet werden. Der Kämpfer aus dem Korean Top Team verfügt über nicht zu unterschätzende Schlagkraft und konnte einen seiner beiden UFC-Siege per Knockout für sich entscheiden. Auch Leo Kuntz schickte er auf die Bretter. Andererseits agiert Bang im Stand oft ziemlich wild und verausgabt sich ziemlich, wodurch er schnell konditionelle Probleme bekommen kann. Grappling kann auch als Schwäche angesehen werden – in jedem seiner Kämpfe wurde er zu Boden genommen, gegen John Tuck zur Aufgabe gezwungen.
Auf dem Papier ist dieser Kampf eine absolut machbare Aufgabe für Nick Hein. Er sollte über das technisch bessere und sauberere Boxen verfügen und könnte den Kampf vermutlich wie die meisten seiner UFC-Kämpfe im Stand gewinnen und den wilden Bang auskontern. Diese Strategie ist aber ziemlich gefährlich, denn Bang kann den Kampf jederzeit mit einem Schwinger drehen und verfügt über mehr KO-Power als Hein, der in seiner UFC-Karriere bisher immer über die volle Distanz gegangen ist. Auch in den späteren Runden geht von Bang noch große Gefahr aus, selbst wenn es bis dahin nicht gut lief. Für Hein wäre es also sicher eine Überlegung wert, seine hervorragenden, in der UFC bisher aber kaum zur Anwendung gekommenen Judo-Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen und den Kampf auf die Matte zu verlagern, wo Bang bisher nicht sonderlich in Erscheinung getreten ist.
Das war’s mit unserer großen UFC Hamburg Vorschau. Falls euch das noch nicht reicht, dann könnt ihr euch auch noch unsere Vorschau in Audio-Form anhören (LINK). Natürlich werden wir euch über alle weiteren Entwicklungen rund um UFC Hamburg auf dem Laufenden halten und auch vor Ort berichten. Wenn ihr nichts verpassen wollt, dann folgt uns am Besten auf Facebook und insbesondere Twitter.